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Immer (mal) wieder sonntags … lesen Sie in meinem Blog die Management-Spitzen. 

Hier kommen die Management-Spitzen Nr. 24 – Er empfiehlt sich für weiterführende Aufgaben! Laurentin Adler hat unfassbar viel zu organisieren, schließlich wurde er gerade in eine mehr als exponierte Position gehoben.

Laurentin Adler hatte es geschafft. Das Assessment Center, das die Hürde für seinen nächsten Karrieresprung darstellte, war erfolgreich bestanden. Nun gut, seine Talente und Qualifikationen ließen ein entsprechendes Ergebnis vermuten und erahnen. Aber konnte man sich da sicher sein? Viele Geschichten rund um diese Art Auswahlverfahren zogen sich durch das Unternehmen. Aber sollte man sich damit verrückt machen? Qualität setzt sich noch immer durch, das war von jeher eine seiner festen Überzeugungen. Sein Abschneiden im Assessment Center Zeugnis dessen. Umso besser, dass er seine Prinzipien auch in den verschiedenen Übungen verdeutlichen konnte und die anwesenden Beobachter damit anscheinend überzeugt hatte. Besonders wichtig war ihm schon immer, die Gesprächspartner, ob nun Vorgesetzte oder Kollegen, auf die Reise mitzunehmen, wie er zu sagen pflegte. Informationen geben, ein offenes Ohr und eine offene Tür haben, so eine weitere Devise. Er empfiehlt sich für weiterführende Aufgaben, so das Urteil im Ergebnisbericht. Nun denn. Eine Beförderung hatte man vor dem Auswahlverfahren mit ihm durchgesprochen, die Besetzung und Ernennung erfolgten im direkten Anschluss an das Assessment Center. Ehre, wem Ehre gebührt, so Laurentin Adlers erste Gedanken, als man seinerzeit das Angebot an ihn herangetragen hatte. Damit wurde er zur jüngsten Führungskraft im Unternehmen. Und nicht nur das – Leiter der Abteilung Risikomanagement zu werden, das war doch schon was. Direkte Anbindung an den Vorstand. Das musste ihm erst einmal jemand in der Kürze der Betriebszugehörigkeit nachmachen. Eingestellt, in Nullkommanichts aufgenommen in den internen Top Talente Pool, Besuch exzellenter Trainingsmaßnahmen (und da kleckerte das Unternehmen wahrlich nicht), Ansprache bezüglich der frei werdenden Leitungsfunktion im Risikomanagement. Ob das Zwischenmenschliche ein Thema sei? Die Beförderungen vom Kollegen zum Vorgesetzten ein Problem? Was für Fragen die Beobachter im Interview des Assessment Centers gestellt hatten! Probleme gab es für ihn nicht, nur Herausforderungen. Ein Laurentin Adler versteckte sich nicht. Steckte schon gar nicht den Kopf in den Sand, um sich neuen Situationen zu verschließen. Und da er immer ein gutes Verhältnis zu seinen Kollegen und Vorgesetzten gepflegt hatte, war ihm zukünftig die Unterstützung von oben und auch von unten selbstredend sicher. Aber genug der Reflexion und Nabelschau, nun galt es, konkrete nächste Schritte in Angriff zu nehmen. Dringend musste er einen Termin mit dem Leiter Fuhrparkmanagement vereinbaren. Ein Firmenwagen stand ihm zu, also keine Frage, von dieser Option Gebrauch zu machen. Ein hochwertiges Schreibset hatte er bereits am Wochenende ausgesucht. Sein Name wurde eingraviert, das hatte er zur Abholung für morgen am frühen Abend in Auftrag gegeben. Das exquisite Schreibwarengeschäft war die erste Adresse am Platz, direkt neben einer kleinen Champagnerbar, in der er dann auf seinen Erfolg anstoßen wollte. Aus dem Save the Date, das er seinem engsten Freundeskreis, immerhin 14 Personen, mitgeteilt hatte, musste nun also die finale Einladung werden. Ein paar Häppchen sollten dazu gereicht werden, auch das galt es noch zu organisieren. Aber viel wichtiger für den Moment – die zukünftige Büroplanung. Da hatte er sich, vorausschauend, wie er nun einmal war, bereits Gedanken gemacht. Ihm standen ja mit Übernahme der Leitungsfunktion drei Büroachsen zu, nicht mehr nur eine. Da sollten sich die Kollegen aus dem Rechnungswesen dann einfach räumlich anders aufteilen, Großraumbüros waren ja derzeit sowieso Mangelware. Warum eigentlich, lagen sie doch im Trend, wie er gerade noch in Fachmagazinen gelesen hatte. Also schnell einen Termin mit der Abteilung Organisation vereinbaren. Auch unbedingt notieren, da wichtig: Anruf in der Personalabteilung wegen der Stellenausschreibung bezüglich seiner Assistenz. Die hatten doch tatsächlich die Englischkenntnisse vergessen, dabei hatte die Geschäftsführung erst letzte Woche noch betont, dass Internationalität eine Schlüsselkompetenz sei. Sein Reden, hatte er doch je ein halbes Jahr lang in London und New York gelebt. Und stimmt, was ja noch gar nicht auf seiner Liste stand: die Visitenkarten mit seinem neuen Titel. Ebenso das Türschild mit dem neuen Titel. Es gab ja einfach so unendlich viel zu tun und zu bedenken. Legte man erst los, wurde die Liste lang und länger. Bilder für die noch kahlen Bürowände. Schöne Wassergläser für den Besprechungstisch, nicht diese nullachtfünfzehn-Ausstattung aus der Teeküche. Und so blockte sich Laurentin Adler umsichtig die nächsten drei Werktage für seine Erledigungen. Dann war Wochenende, und er konnte sich in Ruhe Gedanken machen um das inhaltliche Vorgehen. Zum Beispiel die Ansprache seiner Mitarbeiter. Die mussten ja schließlich auf die Reise mitgenommen werden.

(Personen und Handlung sind frei erfunden.)

Management-Spitzen Nr. 24 – Er empfiehlt sich für weiterführende Aufgaben als PDF-Dokument

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